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Dragonboat-Festival

  • Autorenbild: Talartante
    Talartante
  • 5. Juni 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Dieses Wochenende ist Dragon-Boat-Festival! Ein relativ großes Fest mit Feiertag. Ich hatte mich schon gewundert was los ist - vergangene Woche wurde ich nur so mit Geschenken überhäuft. Papaya, Ananas, Kekse, Brot, … . Ich glaube, so drückt sich hier die Festtagsstimmung aus.

Jede Stadt, die Zugang zu Wasser hat (also fast jede in Taiwan), richtet ein Drachenboot-Rennen aus. Das ist so ein bischen ähnlich, wie das Stocherkahnrennen, das einmal jährlich in Tübingen stattfindet. Nur mit internationalen Teams, ohne Nadelöhr, und über drei Tage verteilt.


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In den länglichen Booten finden 20 Paddler*innen, eine Person am Steuer und ein*e Takttrommler*in Platz. Die aufwändigen Muster, die die Boote zieren, sind von mythischen Asiatischen Drachen inspiriert. Im Gegensatz zu westlichen Drachen, speien diese hier kein Feuer, sondern sind vielmehr Wassertiere und den Menschen wohlgesonnen. Oft sind Drachen auf Tempeldächern angebracht - das Wasserwesen soll das Götterhaus vor Feuer schützen.


Zurück zum Festival. Das Rennen fällt dieses Jahr gleich mehrfach ins Wasser: In Tainan wird es wegen den drastisch steigenden Covid-Zahlen komplett abgesagt. Durch einen Zufall erfahren wir, dass im einer Autostunde entfernten Kaoshiung, der zweitgrößten Stadt der Insel, das Rennen dennoch stattfinden soll, wenngleich es nicht groß beworben wurde.


Kaum am Wasser angekommen sehen wir die ersten Teams in Stellung gehen. Immer vier Boote starten gleichzeitig. Das jeweils Schnellste kommt in die nächste Runde.



Wie zu so vielem hier, gibt es auch zu diesem Fest einige Legenden, auf das es zurückgeführt wird. Und diese wurde mir am häufigsten erzählt: Sie geht zurück auf die Zeit, die als Ära der Streitenden Reiche bekannt ist. Von 475 bis 221 v. Chr., ging sie der Gründung des ersten einheitlichen kaiserlichen chinesischen Staates voraus.

Die Hauptperson der Legende lebte im bis dahin unabhängigen Königreich Chu. Der Dichter und Staatsmann Qu Yuan. Wegen der Beschuldigung des Hochverrats an seinem König, musste er ins Exil gehen. Er behauptete, unschuldig zu sein, leistete dem Urteil jedoch Gehorsam.


Im Jahr 278 v. Chr. war das Königreich Qin, das Chin ausgesprochen wird und der Ursprung des Namens China ist, auf dem besten Wege, “China” zu schaffen, indem es sämtliche andere Königreiche unterwarf. Darunter auch das Königreich Chu. Dies leistete zunächst Wiederstand, sodass die Qin-Armee eine bittere Niederlage erlitt, um danach umso brutaler die Hauptstadt einzunehmen.

Als Qu Yuan im Exil von der Verwüstung seiner Heimat durch die Qin hörte, beschloss er, überwältigt von Trauer und Verzweiflung, Suizid zu begehen. In einer Art rituellen Selbstmords ertränkte er sich im Fluss Miluo. Als die Dorfbewohner das sahen, begriffen sie, dass er zu Unrecht verurteilt worden war und er tatsächlich ein Loyaler Untertan des Königs von Chu gewesen war. Sofort stiegen sie in ihre Boote und suchten den Fluss nach ihm ab, um ihn zu retten. Daher leiten sich die Drachenbootrennen ab. Als sie ihn weder lebendig noch tot fanden, warfen sie Klebereisbällchen in das Wasser. Zum einen als Opfergabe für den Geist des Poeten; zum anderen, als Futter für die Fische, damit sie lieber den Reis aßen als sich am toten Qu Yuan gütlich zu tun. In Erinnerung daran werden um die Drachenboot-Fest-Zeit überall Zongzi - in Bambusblätter gewickelte Klebereisknödel - verkauft und mit großem Appetit gegessen.



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Soweit zur Legende.


Wir schauen den Booten am Wasser eine Zeit lang zu. Es ist entsetzlich heiß. Das Festival markiert außerdem den Sommerbeginn. Die Temperaturen sind eigentlich gar nicht so hoch: 27°C, aber 90% Luftfeuchtigkeit. Es ist, als würde das Wetter selbst schwitzen. Ein Gewitter zieht auf. Trotz starken Regens geben die Teams ihr bestes. Einige hartgesottene Fans unterstützen ihr Team vom Ufer aus, während sich der Himmel über uns allen ergießt. Eine weitere Runde bewundern wir die Synchronität der Paddler*innen und ihre Schnelligkeit. Dann flüchten wir vor dem Regen.




 
 
 

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